Montag, 4. Juni 2007

Mittwoch, 30. Mai (Tag 76)

Mittwoch, 30. Mai 2007 (Tag 76),
aufstehen mit Wecker in der Früh um halb sieben. Duschen, Sachen zusammenpacken, auschecken. Wir zahlen 130 Sol (zwei Nächte Doppelzimmer zu 60 Sol (die wir schon vom 85 Sol runtergehandelt hatten) und zweimal Frühstück zu 5 Sol) und nehmen ein Taxi zum Busbahnhof. Die Fahrt nach Copacabana kostet uns abermals 15 Sol. Zum Frühstück organisiert Steffi einen Becher Kaffee und drei Brötchen am Terminal.
Die Fahrt geht immer entlang des Titicacasees, nach gut vier Stunden erreichen wir den Grenzort kurz vor Copacabana. Die restlichen 50 Sol, die wir noch haben, wechseln wir in Bolivianos (Bs). Der Umrechnungskurz Euro zu Bs ist übrigens 1:10, Sol zu Bs 1:2½, in der Wechselstube an der Grenze etwas schlechter, wir erhalten 110 Bs.

Die Ausreise aus Peru gestaltet sich Problemlos, die Einreise in Bolivien dauert noch ein wenig, weil die Grenzbeamten erst noch ihr Protestfussballspiel austragen müssen. Nach zehn bis 15 Minuten ist aber auch das vorbei, wir erhalten problemlos unseren Einreisestempel, mit dem Bus geht es weiter bis Copacabana. Die verbleibenden zehn Minuten Fahrzeit nutzen wir zur Umstellung unserer Uhren, Bolivien ist GMT-4, Peru GMT-5. Außerdem wird noch eine Kurtaxe für unseren Zielort in Höhe von 1,50 Bs fällig.
Den Großteil der Stadt sehen wir bereits bei der Einfahrt, wir entscheiden uns, nach Möglichkeit gleich am Abend noch weiter Richtung La Paz zu fahren. Aus dem Bus ausgestiegen laufen wir einer Touranbieterin in die Arme, die genau das Richtige für uns hat: Bootstour zur Isla del Sol mit Rückkehr am gleichen Abend und einen dazu passenden Anschlussbus. Alles zusammen für zwei Personen zu 80 Bs, wir schlagen zu.
Mit der Bankkarte machen wir uns nun auf, Geld zu holen, und das wird in Copacabana zu einem echten Problem. In der ersten Bank reicht die Passkopie nicht aus zur Auszahlung. Ich laufe also zurück zu dem kleinen Touranbieter, wo wir unser Gepäck über den Tag deponieren können. Der Automat vor der Bank funktioniere übrigens nur für bolivianische Bankkarten, prima. Mit dem Pass dann stellt sich heraus, dass die Bank eine saftige Kommission erhebt, und jetzt haben wir genug. Nachdem wir unser Leid über die uns verbleibende Bargeldmenge klagen, rückt der Mensch hinter dem Schreibtisch in der Bank schließlich mit der Information heraus, dass es ja auch noch eine weitere Möglichkeit gibt, an Geld zu kommen, gleich zwei Straßen weiter sei eine Filiale der BCP (Banco de Credito del Perú). Empört über die Kundenfreundlichkeit und überhaupt und alles verlassen wir die Bank und machen uns auf die Suche. Wir finden auch, kommen an in einem kleinen Büro. Der Mensch hinter dem Counter vermietet Telefonzellen und hat eine Terminal für Visa- und MasterCards. Wir kommen nach kurzem Warten auch dran, Gebühren würden keine extra erhoben, es gälten alleine die Sätze der Hausbank. Es stellt sich jetzt allerdings heraus, dass die Auszahlung nur an „richtige“ Visa- oder MasterCards geht, Maestro reicht nicht, na vielen Dank. Eine richtige Visakarte hätte ich übrigens sogar dabei, allerdings nochmal zurück zur Gepäckaufbewahrung würde entweder mit der Mittagspause der Filiale oder der Abfahrtzeit unseres Bootes kollidieren.
Wir rechnen also nochmal durch. 30 Sol haben wir noch, davon müssten wir den Tag bestreiten, alle Malzeiten und abends noch ein Taxi in La Paz zur dortigen Herberge. Wir ergeben uns in unser Schicksal und nutzen die verbliebene Restzeit von knapp 40 Minuten in Cobacaba zur Besichtigung der Stadt. Und was passiert uns? Wir laufen probt einem Co-Autors meines Reiseführers in die Arme. Wie geht so etwas? Nun, ich klemme sich den Reiseführer unter den Arm und gehe durch die Stadt, bis ich jemanden sagen höre „Ahh, noch jemand mit meinem Buch.“ Darauf entgegne ich „Ja klar, ist ja auch ein gutes Buch.“ und halte es demonstrativ in die Höhe. Es stellt sich heraus, dass der Sprecher gerade in seiner Funktion als Tourguide unterwegs ist mit einer Truppe Österreichern, Südtirolern und Bayern. Er signiert mir meinen Reiseführer, wir führen noch kurz Smalltalk mit den Leuten aus der Gruppe und dann ziehen wir auch schon weiter. Später überprüfen wir das nochmal in Ruhe, und stellen dabei fest, dass der Mensch zwar im Bolivienteil des Reiseführers erwähnt ist, allerdings nur als empfohlener Guide, nicht als Autor. Aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.
Wir haben nun also noch eine knappe halbe Stunde für Copacabana. Die Basilika ist wohl der Höhepunkt des Ortes, also besichtigen wir diese von innen und außen.


Wir gehen danach zurück zum Hafen und warten auf unser Boot. Am Hafen treffen wir einen lustigen Indonesier, außerdem einen Haufen Amis. Um halb zwei geht es los, das klapperige Boot braucht zwei Stunden bis zur Sonneninsel. Dort angekommen haben wir einen Stunde Zeit, danach steht die Rückfahrt an. Wir klettern die Inkatreppe herauf, kommen an der Inkaquelle vorbei und genehmigen uns schließlich einen Kaffee (zweimal 4 Bs). in luftiger Höhe.



Dann schnell die Treppen wieder herunter, der Aufstieg hat doch einige Zeit gedauert, wir müssen uns beeilen unser Boot noch zu bekommen. Wir fahren wieder zurück, nach 15 Minuten haben wir aber die Möglichkeit, nochmal auszusteigen und einen Tempel zu besichtigen. Das Ganze kostet uns zwar pro Person abermals 5 Bs, aber diese Summe hatten wir bereits von Anfang an eingerechnet. Der Tempel ist zwar klein, aber die Besichtigung ist ganz spannend. Es gibt viele (sechs) Eingänge aber nur zwei führen zum inneren. Wir kriechen durch alle dunklen Gänge, beeilen uns stets, denn das Boot fährt schon nach 20 Minuten weiter. Danach Rückfahrt. Diese dauert abermals zwei Stunden, aber auch die gehen irgendwann vorbei. Die Zeitrechnung der Verkäuferin war übrigens reichlich optimistisch. Das große Boot ist lediglich mit zwei Außenbordmoteren ausgestattet, diese sind darüber hinaus nicht die Stärksten ihrer Art.
Wieder in Copacabana kaufen wir uns noch eine Flasche Wasser und eine Packung Cracker, dann geht es mit einem etwas größeren Kombi nach La Paz. Draußen wird es dunkel, es ist ja auch schon nach sechs und wir rumpeln durch die Berge. Gut vier Stunden dauert die Fahrt, im Radio läuft erst eine Reportage zur Fußballproblematik, danach die Live-Übertragung zweier Spiele, einmal La Paz gegen irgendwenn, außerdem noch Sucre gegen irgendwenn anders. Zur Halbzeit unserer Fahrt steht noch die Querung des Titicacasees per Schiff an einer Engstelle an, wir löhnen abermals pro Nase einen Boliviano, uns verbleiben jetzt noch ganze 8 Bs für die weitere Abendsgestaltung.
Auch die längste Busfahrt geht irgendwann zu Ende, wir erreichen reichlich durchgeschüttelt nach Stunden abends um kurz vor zehn La Paz. Bei der Einfahrt in die Stadt halten wir irgendwann zwischendurch einmal länger, der Busfahrer muss den Fischfang vom Tag noch an Straßenhändler verkaufen. Und dann der Hammer, wir werden alle am Friedhof rausgeschmissen. Das wäre jetzt nicht weiter tragisch, schließlich verkehren hier die Kombis von und nach Cobacabana, allerdings hatte uns die Verkäuferin vom Mittag ausdrücklich zugesagt, dass wir bis zum Terminal gebracht werden würden und nicht, wie bei den anderen, nur bis zum Friedhof.
Etwas aufgeschmissen erkundigen wir uns bei einer deutschen Vierertruppe nach deren Unterkunft. Sie würden in einer Herberge nahe dem Terminal nächtigen, dort sei aber alles ausgebucht, wir sollten uns vielleicht mal in die Calle Sagárnaga fahren lassen, dass wäre die Herbergsstraße und ein Touristenviertel.
Wir nehmen also in einer uns fremdem (und laut Reiseführer mit Vorsicht zu genießenden) Millionenstadt das nächstbeste Taxi, schreiben weder das Nummernschild vorher auf, noch stellen wir sicher, dass es ein Funktaxi ist und lassen uns für unsere letzten acht Bolivianos in einer Straße fahren, die wir eben erst als Tipp bekommen haben.
Dort heile angekommen löhnen wir unser letztes Geld dem Taxifahrer. Wir stehen nun in der uns empfohlenen Straße, links ein Geldautomat, rechts eine Herberge. Der Automat allerdings ist kaputt, zumindest nimmt er keine Karten mehr an. Allerdings ist fünf Meter weiter noch ein weiterer und mit frischem Geld ausgestattet konsultieren wir unseren Reiseführer. Die Herberge Maya Inn ist sogar verzeichnet, wir beschließen mangels Alternativen diese erstmal für eine Nacht zu buchen, nachdem wir das Zimmer besichtigt haben und die Verfügbarkeit von Warmwasser sichergestellt war. Das Zimmer ist zwar ein Innenzimmer, abermals ohne Fenster, aber wenigstens etwas wärmer, da im zweiten Stock und nicht im Keller. Auf ein eigenes Zimmerbad können wir nach Besichtigung des Gemeinschaftsbades (es wird nur von einem weiteren Zimmer mitbenutzt) verzichten, der Preis verringert sich dadurch noch einmal etwas.
Wir schlagen also zu, deponieren unsere Sachen und begeben uns auf die Suche nach einem Abendessen. Die Straße draußen ist arg dunkel und die Gegend kommt uns schon sehr abenteuerlich vor, aber wir finden drei Häuser weiter ein nettes Lokal, zwar etwas teuer aber wenigstens um die Zeit noch geöffnet. Ein Sandwich und einen Tee später kehren wir wieder zurück in unser Zimmer, erkundigen uns vorher noch nach den Frühstückszeiten und fallen alsbald schon müde ins Bett.

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1 Kommentare:

Am/um 10. Juni 2007 08:29 , Anonymous Lena meinte...

welch ein spannender und ereignisreicher tag am "anderen ende der welt". ich wäre "am friedhof" und nur noch mit 8BS in der tasche und so spät abends dann wohl doch etwas panisch geworden O:-) andererseits weckt ein solcher tag durch euch erlebt auch bei mir eine gewisse abenteuerlust O:-)

 

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