Donnerstag, 7. Juni 2007

Sonntag, 03. Juni (Tag 80)

Sonntag, 03. Juni 2007 (Tag 80),
endlich wieder zu Hause könnte man heute mal wieder ausschlafen, wenn nicht, ja, wenn nicht eine Einladung zum Defilee auf dem Plaza de Armas an uns ergangen werden, Anwesenheit unbedingt erforderlich, Beginn zeitig früh um acht. Und weil wir gut erzogen sind, sind wir pünktlich, stehen rechtzeitig auf, werfen uns in beste Schale und nehmen das Taxi in die Innenstadt.
Dort ist auch schon allgemeines Warten angesagt.
Eine Kapelle übt schonmal vor leeren Rängen.

Es kommen einige hochrangige Militärs an und nehmen auf der Ehrentribüne platz. Die Mannschaftsgrade sammeln sich auf dem Plaze. Um viertel nach acht heißt es dann auch für uns Einsortieren. Wir wechseln den Standort und in einer Nebenstraße warten wir dann. Also wir warten da so vor uns hin, unterhalten uns mit allen möglichen Menschen, die wir so kennen und so vergeht die Zeit. Um neun ist es immer noch nicht losgegangen und wir wünschten uns, wir wären doch einfach noch eine Stunde länger im Bett geblieben, aber wir sind ja gut erzogen.
Wir warten.

Wir warten weiter. Inzwischen sind wir von der Straße runter auf den Bürgersteig gewechselt, die Sonne brennt doch ganz schön und überhaupt ist es viel wärmer als in Puno und Co. Eine Musikkapelle zieht an uns vorbei, um halb zehn macht das Café an der Ecke auf, irgendwer hat Bananen besorgt, und wir warten weiter. Es wird zehn und wir warten immer noch, man hätte sogar zwei Stunden länger schlafen können, an einem Sonntag, aber wir sind ja gut, vielleicht zu gut für lokale Verhältnisse, erzogen.
Und dann geht es tatsächlich los, auf einmal ist Hektik angesagt. Im Laufschritt geht es bis zu Ecke am Plaza, dann in Viererreihen vorbei an der Ehrentribüne. Freundlich in die Runde winken, einmal halb um den Platz und dann ist nach fünf Minuten auch schon alles vorbei. Und wir Deutschen in voller Besetzung haben unseren wertvollen Schlaf geopfert, nur damit sich die Universität unserer schmücken kann.
Blick auf die Prozession und die nun besetzte Ehrentribüne.

Steffi und ich gehen kurz zur Post und nehmen dann erstmal einen Kaffee zur Beruhigung ein. Mit dem Taxi geht es zum Kino, das Programm herausfinden (nichts brauchbares finden) und dann zu Fuß zum Ort des Mittagessens. Beginn ist uns für ein Uhr mitgeteilt, aber weil wir in der Vorwoche nicht da waren, um uns in irgendwelche Listen einzutragen, sollten wir doch unbedingt schon um halb eins da sein, um ja auch noch ein Platz zu bekommen. Und wieder sind wir gut erzogen. Wir kommen rechtzeitig an und sind die ersten. Um kurz nach eins kommen dann auch noch die anderen deutschen Studenten und dann passiert auch erstmal wieder gar nichts, wir kennen das ja schon. Um halb zwei kommen immerhin schon mal der Organisator und unsere Betreuerin von der Uni an. Wir dürfen uns nun an einen Tisch im Festsaal setzen. Von Listen, in die man sich hätte eintragen können weiß übrigens niemand etwas. Ja und dann machen wir das, was wir den ganzen Tag lang schon tun, wir warten. Wir warten bis um zwei, bis um halb drei, bis um drei. Um viertel vor drei kommt immerhin die Musik an, ein Sänger und eine Sängerin, dazu ein Imitator des Keyboardspiel. Es wird laut. Unerträglich laut. So laut, wie man nun mal in Peru feiert, wie wir später erfahren. Die Bestellungen werden aufgenommen, man hat die Wahl zwischen Spanferkel oder pollo, außerdem gibt’s nun immerhin auch was zu trinken.
Der Vize-Rektor (der erste Mensch der Filiale Arequipa) kommt um drei an und dann geht es auch wirklich los. Zu schon erwähntem unerträglichem Radau wird nun das Essen serviert, das heißt das Spanferkel. Pollo dauert, Steffi bekommt ihres erst, als ich schon mit meinem Spanferkel fertig bin, wenigstens schmeckt es uns vorzüglich und die Portionen bekommen das Prädikat „groß“. Die Musik radaut weiter. Die beiden Sänger sind wohl live, aber der Keyboardspieler imitiert nur die Bedienung seines Musikinstruments.
Um halb vier verlassen wir das Spektakel, während die Dozentenschaft tanzend der Veranstaltung erhalten bleibt.
Zu Hause erholen wir uns von unseren Ohrenschmerzen bei einer Tasse Kaffee. Wir sortieren unsere Erlebnisse der letzten Woche und gehen irgendwann später zu Bett. Wenigstens darauf mussten wir nicht warten.

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