Montag, 4. Juni 2007

Donnerstag, 31. Mai (Tag 77)

Donnerstag, 31. Mai 2007 (Tag 77),
der Wecker klingelt um viertel vor acht, in gespannter Erwartung begeben wir uns nach der Dusche zum Frühstückszimmer. Doch erst noch ein Wort zur Dusche. Es ist das Modell, was wir bereits in Camana kennengelernt haben (wenn auch dort nicht wirklich funktionierend), ein Durchlauferhitzer, direkt an der Brause angebracht, mit einer eigenen Sicherung direkt neben der Dusche. Etwas abenteuerlich und nicht sonderlich effizient. Man darf das Wasser nicht zu doll aufdrehen, sonst kommt der Erhitzer nicht nach, auch der Aufdruck „30“ auf der Sicherung kommt mir etwas sonderbar vor (Ampere???), aber es funktioniert.
Das Frühstück: Es gibt zwar auch nur Kaffee, Saft und Brötchen mit Marmelade, aber der Kaffee kommt flott, der Saft ist frisch gepresster O-Saft und die Brötchen nicht ganz so ekelig süß wie noch zwei Tage zuvor.
Wir beschließen, dass die Unterkunft so schlecht gar nicht ist und legen uns für die folgenden zwei Tage auf diesen Ort fest.
Gestärkt für den Tag und gut gelaunt begeben wir uns in die Innenstadt. Auf eigene Faust durchstöbern wir die Stadt und klappern dabei, wie wir später erst feststellen, die laut Reiseführer wichtigsten Punkte eines Stadt-Rundgangs ab. Iglesias San Francisco, Fußgängerzone (uns kommt ein Demonstrationszug entgegen, gefordert wird die Freilassung der Gefangenen von Oktober 2003 Link 1, Link 2), Plaza de Murillo mit Kathedrale, Parlament und Regierungssitz (zufällig kommen wir in den Genuss einer vorbeiziehenden Masken und Tanz-Parade), Stadttheater, noch zwei weitere Kirchen und noch ein kleines Gässchen mit Museen (wir verzichten auf deren Besichtigung), außerdem noch zwei weitere Plazas, einmal mit Baustelle, wir bleiben nicht lange und einmal mit Bäumen, Schatten und Einheimischen. Nach kurzen Päuschen geht es weiter zum Terminal terrestre, die Rückfahrt organisieren. Auf dem Weg noch eine Salteña, die bolivianische Edition der schon bekannten Empanadas, es ist immerhin schon halb zwölf und der Weg durch die Stadt ist arg bergig, La Paz liegt zwischen 3200 und 4200 Metern, unsere Herberge auf knapp 3600.





Am Terminal buchen der Rückfahrt für Samstag. Morgens halb neun gibt es einen Bus direkt nach Puno, dort einmal umsteigen und weiter nach Arequipa, Ankunft dort 18:30 Uhr Ortszeit. Mit der Gewissheit einer organisierten Rückfahrt wieder zurück ins Zentrum, wir brauchen ein Mittagessen. Dessen werden wir fündig in Form eines schicken Einheimischen-Lokals. Es gibt das Menü zu acht Bolivianos: Salatbüfett, Suppe, eins von zwei Hauptgerichten, Fruchtsalat. Die Portionen sind wirklich ausreichend groß und der Service ist hervorragend.
Wohl gesättigt setzen wir uns auf den Plaza de Murillo in die Sonne. Wir lassen die Menschen an uns vorüberziehen. Bestimmt eine Stunde später ziehen wir weiter, zufällig entdecken wir noch das Rathaus und den Sitz des Vizepräsidenten.
Wieder in der Gegend unserer Herberge würden wir gerne einen Kaffee trinken gehen, wir finden nur kein Café. Wir sind im andinen Viertel und hier gibt es vor allem eins: Plunder (Pullover, Handschuhe, Schals, Ponchos, Rucksäcke) für Touristen. Aber so ein warmer Schal kann ja auch nicht schaden, insbesondere im kalten Andenhochlandwinter, also zugeschlagen. Auch einige Kräuterhexen finden wir. Sogar das erst seit zwei Monaten eröffnete HardRock Café entdecken wir. Wir streifen bestimmt über eine Stunde durch sehr bergige Straßen und finden, als wir schon fast aufgegeben haben, und wir außer Läden, die zwar Kaffee malen und verkaufen oder Bäckerei, die zwar Kuchen aber keinen Kaffee haben, schließlich und endlich in der Parallelstraße unserer Herberge ein kleines Café.
Wir kehren danach dann zur Herberge zurück. Dort vor den Fernseher im Aufenthaltsraum, den wir inklusive Couch und Programmhoheit ganz für uns alleine haben. Simpsons schauen wir bestimmt drei Folgen (Satelliten-TV ist schon was tolles), außerdem einen etwas krausen deutschen Kinofilm (deutsch mit spanischen Untertiteln) und noch eine Folge Futurama. Etwa ab gegen acht hören wir von unten aus der Peña laute Musik. Den Besuch einer solchen sollte man sich beim Besuch in La Paz auf keinen Fall entgehen lassen, wir zahlen nichtmal Eintritt. Der Hit ist die Musik auch nicht, zumal wenn man sie hören muss und sich ihr nicht entziehen kann. Es handelt sich im etwas einfache (zynische Zeitgenossen würden in diesem Zusammenhang gar von „stupide“ sprechen) Mitmachmusik mit eingehenden Texten, die Vorgesprochen und Nachgegröhlt werden, unterlegt von einem treibenden Trommelschlag. Toll ist, dass beide Komponenten optimal mauergängig sind.
Ich fühle mich etwas kalt und unwohl, auch ein Coca-Bonbon hilft nicht. Also nochmal raus und was essen, das hilft meistens bei mir. Ein Haus weiter gibt es ein 100%-Natur-Restaurant. Es schmeckt wirklich ausgezeichnet, Cocatee, eine Zwiebelsuppe und ein Salami-Sandwich werden zu meinem Abendbrot. Gut, über die Definition von 100%-Natur könnte man sich nochmal unterhalten, aber die Firma Maggi wird es sicherlich freuen, dass auch ihre Tomatensuppe darunter fällt.
Wieder zurück in der Herberge beenden wir den Tag dann um elf und gehen zu Bett. Das Zimmer ist aufgrund seiner Innenlage auch fast angenehm warm, und wo keine Fenster sind, kann es auch nicht durch selbige ziehen. Die Musik endet übrigens um 22:45 Uhr, ganz so, wie uns auch auf Nachfrage gesagt worden war.

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